Ziele:

Auswahl von drei Organisationen aus dem Bereich Flucht und Migration (Migrant*innenselbstorganisationen, Organisationen und Initiativen der Geflüchtetenhilfe)

Was ist passiert:

Die Bewerbung des Prozessbegleitung erfolgte über verschiedene Kanäle. Insgesamt wurden neun Bewerbungsgespräche mit Organisationen aus acht verschiedenen Bundesländern geführt.

Ziel der Gespräche war es, die Erfahrung und Interessen der jeweiligen Organisation an der Schnittstelle Flucht, Migration und Behinderung sowie deren Erwartungen an die Prozessbegleitung kennenzulernen. Am Ende wurden folgende Organisationen ausgewählt:

• Zentrum für Schule und Beruf (zsb) des DRK Bremen
• MigrantInnenSelbstOrganisationen-Netzwerk Hannover e.V. (MiSO)
• Beratungs- und Betreuungszentrum für junge Geflüchtete und Migrant*innen Berlin (BBZ)

Besonderheiten:  

Der Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 stellte viele Organisationen und Initiativen vor neue Herausforderungen. Die Bewerbungsphase der Prozessbegleitung wurde aus diesem Grund bis Juni 2022 verlängert.

Viele der angefragten und interessierten Organisationen sowie Initiativen erkannten den Bedarf an Angeboten an der Schnittstelle Flucht, Migration und Behinderung, äußerten jedoch auch eine hohe Belastung und fehlende (zeitliche) Kapazitäten, um an der Begleitung über mehrere Monate hinweg teilzunehmen.

Ziele:

Kennenlernen der Prozessbegleitung; Übereinkunft über gemeinsame Ziele; Kennenlernen der Schnittstelle Flucht, Migration und Behinderung; Kennenlernen von MINA - Leben in Vielfalt e. V.; Sensibilisierung für Vielfalt (Diversität) und Mehrfachzugehörigkeit/-diskriminierung (Intersektionalität)

Was ist passiert:

Zum Auftakt der Prozessbegleitung fand ein zweitägiges Treffen bei den Organisationen vor Ort statt. Anwesend waren Mitarbeiter*innen der Beratungs- und Kontaktstelle von MINA, Mitarbeiter*innen des Projekts Vielfalt inklusiv und die Teilnehmenden der jeweiligen Organisation.

Gemeinsam legten wir eine Zielsetzung für die Kooperation im Rahmen des Prozessbegleitung fest. Auf dem Programm standen:

• Vorstellung von MINA und der Prozessbegleitung
• gegenseitiges Kennenlernen
• Sensibilisierung für die Schnittstelle Flucht, Migration und Behinderung

Besonderheiten:

Theresia Turinsky, Diversitätstrainerin, führte die Teilnehmenden in einem Workshop an die Themen Mehrfachzugehörigkeit/-diskriminierung (Intersektionalität) und Vielfalt (Diversität) heran. Erfahrene Mitarbeitende der Beratungsstelle von MINA gaben außerdem einen Einblick in die Arbeit des Vereins.

Ziele:

Reflexion der Organisationsstrukturen und internen Bedarfe; Erfahrungsbericht und Kennenlernen eine*r Selbstvertreter*in; Planung der Bedarfsanalyse

Was ist passiert:

Am Beginn der Bedarfsanalyse stand die eigene Reflexion der Teilnehmenden über den ist-Zustand ihrer Organisationsstrukturen und Angebote in Hinblick auf Menschen mit Behinderung.

Zum tieferen Verständnis und zur Erhebung der Bedarfe von Menschen mit Behinderung und  Flucht/- Migrationserfahrung sowie deren Angehörige sollen die Teilnehmenden Gespräche mit Vertreter*innen aus dem Personenkreis und/oder mit Institutionen, die an der Schnittstelle tätig sind, führen. In Vorbereitung darauf sammelten die Teilnehmenden gemeinsam Ansprechpersonen, die vor Ort Zugang zum Personenkreis an der Schnittstelle und/oder Fachwissen über Zugänge und rechtliche Fragen haben und planten die Gespräche für die nächsten Wochen.

Besonderheiten:

Die Teilnehmenden reflektierten über die Entwicklungsbedarfe und Herausforderungen ihrer Organisationen und Projekte in Bezug auf eine Öffnung für den Personenkreis an der Schnittstelle Flucht, Migration und Behinderung. Im Gespräch lernten sie eine*n Selbstvertreter*in von MINA kennen. Mit der Reflexion des gemeinsamen Ausgangspunktes sowie mit der Planung der Bedarfsanalyse begannen die Organisationen, das in der vorherigen Phase Gehörte auf ihre eigene Arbeit und die lokalen Strukturen zu übertragen.

Ziele:

Auswertung der einzelnen Gespräche; Reflexion der eigenen Annahmen über den Personenkreis an der Schnittstelle und deren Bedürfnisse

Was ist passiert:

Das zweite Treffen zur Auswertung der Bedarfsanalyse fand mit MiSO und dem BBZ in Präsenz an jeweils einem Tag statt und mit dem zsb an zwei Vormittagen online.

Zu Beginn dieses Treffens gab Ulrike Schwarz von MINA – Leben in Vielfalt e.V. Einblicke und beantwortete Fragen über die rechtliche Situation an der Schnittstelle Flucht, Migration und Behinderung. Beim zsb berichtete außerdem Merve Mutluhan über ihre Tätigkeit bei der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB). Dieser rechtliche Rundumschlag versorgte die Teilnehmenden mit Grundlagen und wertvollen Tipps und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Beratung.

Im Vorfeld zu diesem Treffen suchten die Teilnehmenden Kontakt zu Menschen an der Schnittstelle (Selbstvertreter*innen, Angehörige, Beratende, …) und führten Gespräche mit ihnen, um die Erfahrungen, Bedarfe und Anliegen des Personenkreises aus erster Hand zu erfahren. Damit sollte sichergestellt werden, dass wir den weiteren Prozess nicht auf Annahmen und problemorientierten Verallgemeinerungen aufbauen, sondern menschenzentriert und mit Fokus auf den jeweiligen Bedürfnissen und Wünschen arbeiten.

Die Teilnehmenden berichteten in der Gruppe von ihren Erfahrungen aus den Gesprächen und wir verschriftlichten und ordneten das Gesagte basierend auf den Fragen:

• Wen haben wir getroffen?
• Was hat er*sie gesagt?
• Was braucht er*sie*der Personenkreis an der Schnittstelle?
• Was sind unsere Ableitungen / Interpretationen / Fragen?

Dadurch entstanden angeregte Diskussionen, die neue Fragestellungen für weitere Gespräche und Ideen für den Fragen- und Ideenparkplatz ergaben.

Um sich bei der weiteren Kontaktaufnahme mit dem Personenkreis sowie bei der späteren Ideenentwicklung möglichst weitgehend der eigenen und gesellschaftlichen Vorannahmen bewusst zu sein, reflektierten wir außerdem unsere Annahmen in Bezug auf Personen an der Schnittstelle, deren Bedürfnisse, Barrieren, etc. Dabei entstanden bereichernde Gespräche, die dazu einluden, eigene Denk- und Verhaltensmuster zu hinterfragen.  

Besonderheiten:

Als Herausforderung zeigte sich die Kürze der Zeit zwischen den Terminen und dass diese Phase genau in die Spätsommer- und damit noch in die Urlaubsmonate fiel. Alle drei Organisationen hatten Schwierigkeiten, so kurzfristig genügend Kontakte herzustellen und Gesprächstermine einzurichten. Daher fanden in jeder der Organisationen maximal zwei Gespräche statt.

Ziele:

Entwicklung von Ideen für die Gestaltung leicht zugänglicher Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen an der Schnittstelle; Planung der nächsten Schritte

Was ist passiert: Bei dem dritten Termin, der bei allen drei Organisationen wieder an zwei Tagen in Präsenz stattfand, stand die Ideenfindung im Mittelpunkt. Zu Beginn des Treffens waren jeweils Selbstvertreter*innen und/oder Mitarbeitende aus anderen lokalen Einrichtungen, die ebenfalls im Bereich Flucht, Migration und/oder Behinderung tätig sind, zu Gast. Beim BBZ berichtete Selbstvertreterin/Projektmitarbeiterin Begümhan Akgün von ihrem ausgelagerten Werkstattarbeitsplatz. Bei MiSO waren eine Vertreterin des Unterstützerkreis Flüchtlingsunterkünfte Hannover sowie zwei Mitarbeitende in Erstaufnahmeeinrichtungen der Johanniter zu Gast, die ihre Erfahrungen teilten. Beim zsb gaben die Leiter der LAGS Bremen Einblicke in ihre Arbeit.

Nach der Auswertung weiterer Gespräche formulierten die Teilnehmenden auf Basis der Frage „Was wollen wir konkret an der Schnittstelle machen?“ erste Ideen, um die Bedarfe, die durch die Bedarfsanalyse und die Reflexion der eigenen Organisationsstrukturen zutage getreten waren, zu decken. Im Team wurden diese Ideen anschließend diskutiert und mithilfe unterschiedlicher Moderationsmethoden zusammengefasst, ausgearbeitet und geclustert.

In einem Maßnahmenplan wurden die nächsten Schritte für die Umsetzung und weitere Ausarbeitung der Ideen festgehalten.

Besonderheiten: Die Teilnehmenden entwickelten ihre Ideen auf Basis der zuvor geführten Gespräche und inspiriert durch den Austausch mit den Gäst*innen: beim BBZ floss die Fragestellung, was einen inklusiven und gesunden Arbeitsplatz ausmacht, in die Überlegungen ein, MiSO und das zsb dachten zuvor im gemeinsamen Gespräch entstandene Kooperationen mit UFU und der LAGS/EUTB vor Ort mit.

Da die Organisationen sehr unterschiedlich aufgebaut sind und die Teams sich anders zusammensetzten, unterscheiden sich die Ideen und auch die Anzahl der entwickelten Vorschläge grundlegend voneinander. Beim BBZ und bei MiSO arbeiten alle Teilnehmenden in einem Team und konnten gemeinsam Ideen und Vorhaben formulieren. Das Team des zsb setzte sich aus Vertreter*innen verschiedener Projekte zusammen, die Ideen für ihre jeweiligen Tätigkeitsbereiche entwickelten. Bei MiSO, einer Dachorganisation für ein Netzwerk, entstanden eher netzwerk-bezogene, beim BBZ und zsb stärker projektbezogene Ideen.

U.a. entstanden dabei folgende Ideen, die von den Organisationen nach der Prozessbegleitung weiterverfolgt werden:

Beratungs- und Betreuungszentrum für junge Geflüchtete und Migrant*innen Berlin (BBZ):

• Weitere Vernetzung mit MINA – Leben in Vielfalt e.V. durch regelmäßige Treffen und gemeinsame Fallberatung, um Doppelberatungen zu vermeiden und gegenseitige Verweisberatung zu ermöglichen.
• Neues Projekt: Deutschkurs für Menschen mit Lernschwierigkeiten; Konzeption gemeinsam mit ratsuchenden Angehörigen
• Barrierefreie Webseite

MigrantInnenSelbstOrganisationen - Netzwerk Hannover e. V. (MiSo):

• Informationen über verschiedene Netzwerke und Themen (z.B. Aufklärung über Rechte) für mehrsprachige Infoblätter zusammenstellen; mgl. Sprachen: Arabisch, Russisch, Ukrainisch, Englisch, Französisch, Dari, Türkisch, Spanisch, Kurdisch, Piktogramme, Punktschrift
• Grundlagenworkshop Flucht und Behinderung jeweils für Ehren- & Hauptamtliche organisieren
• Planung von informeller Fachtagung zum Thema Flucht und Behinderung (wenig frontal, viel Interaktion)

Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Bremen e.V. /zsb:

• Gründung einer AG Flucht, Migration und Behinderung im zsb
• Input / Schulungen zur Schnittstelle / zum Thema Behinderung für Mitarbeitende in Erstaufnahme- und Übergangseinrichtungen des DRK organisieren
• Einsatz von Praktikant*innen / Freiwilligen in der Freizeitbegleitung um Teilnehmenden der zsb-Angebote mit Behinderung einen besseren Zugang zu Deutschkursen, sowie ergänzenden Unterstützungs- und Freizeitangeboten zu ermöglichen
• Projektmitarbeitende des zsb bringen das Thema „Behinderung“ in die bestehenden Sprachlernangebote ein

Ziele:

Reflexion des Prozesses auf persönlicher, Team- und Organisationsebene

Was ist passiert:

Der letzte Termin der Prozessbegleitung fand bei allen drei Organisationen halbtags online statt. Nach einem gemeinsamen Rückblick reflektierten wir zunächst individuell unsere persönliche Entwicklung im Zeitraum der Prozessbegleitung. Im Gespräch zu zweit tauschten wir uns im Anschluss über unsere persönlichen Erfahrungen aus und erst dann ging es auf dem digitalen Whiteboard um die Reflexion der Prozessbegleitung als Team und Organisation. Die folgenden Kategorien dienten uns dabei als Gerüst:

• Das nehme ich aus der Prozessbegleitung mit.
• Das hat mir nicht getaugt. / Das lasse ich da.
• Das möchte ich mir merken.

Im Gespräch tauschten wir uns über das Gelernte, die positiven „Nebeneffekte“, wie Teamgeist und Zusammenhalt, sowie die Herausforderungen der Prozessbegleitung aus.

Schließlich beendeten wir die Reflexion mit einem Fragebogen zur Evaluation der Prozessbegleitung, der uns nochmals dazu einlud, spezifische Schlüsselerfahrungen und Erkenntnisse sowie Schwierigkeiten zu überdenken.

Die Prozessbegleitung endete mit einem Ausblick, wie es nach der Prozessbegleitung weitergehen wird und welche die nächsten konkreten Schritte sein werden.

Besonderheiten:

Wir starteten die Reflexion von der individuellen Erfahrung aus und arbeiteten uns über die Team- und die Organisationsebene bis zur generellen Evaluation der Prozessbegleitung vor. So integrierten wir die Ergebnisse und Erfahrungen nochmals auf verschiedenen Ebenen.