Prozessbegleitung 2020 und 2021
In Kooperationen mit dem bvkm (Bundesverband für köper- und mehrfachbehinderte Menschen) fand 2020 und 2021 die erste Prozessbegleitung statt. Das Projekt Vielfalt inklusiv hieß zu diesem Zeitpunkt "Ehrenamt in Vielfalt". Die 18-monatige Begleitung richtete sich an andere Mitgliedsorganisationen des bvkm und damit an Organisationen aus dem Bereich Behinderung und Teilhabe. Gemeinsam erarbeiteten wir in dieser Zeit konkrete Lösungswege, um Menschen mit Migrations- und/ oder Fluchterfahrung und Behinderung wirksam zu erreichen und zu begleiten.
Begleitet wurden:
Auf dieser Seite finden Sie den Ablauf der Prozessbegleitung 2020 und 2021, weitere Informationen zu jeder Station und einige Bilder.
Ablauf der Prozessbegleitung 2020 und 2021
Bewerbungsphase: Anmelde- und Auswahlverfahren
Bewerbungsphase: Anmelde- und Auswahlverfahren
Ziele
Auswahl von drei bvkm-Mitgliedsorganisation.
Was ist passiert?
Die Bewerbung des Prozessbegleitung erfolgte über verschiedene Kanäle und mit Unterstützung des bvkm. Insgesamt wurden fünf Bewerbungsgespräche mit Organisationen aus vier verschiedenen Bundesländern geführt. Ziel der Gespräche war, die Erfahrung und Interessen der Organisation an der Schnittstelle sowie deren Erwartungen an die Prozessbegleitung kennenzulernen. Am Ende wurden folgende Organisationen ausgewählt:
Elterninitiative FED Leipzig e. V.
GfI – Gesellschaft für Integration mbH Vkm Hamm e. V.
Vkm Hamm e.V.
Besonderheiten
Aufgrund der Corona-Pandemie dauerte die Bewerbungsphase bis Juni 2020. Die Umsetzung der Corona-Schutzmaßnahmen und die Umstellung der Arbeitsweisen nahm viel Zeit in Anspruch und die Organisationen benötigten mehr Zeit, um ihre Kapazitäten für die kommenden Monate realistisch einschätzen zu können.
Kennenlernphase und erster Austausch, Bildung einer Arbeitsgruppe
Kennenlernphase und erster Austausch, Bildung einer Arbeitsgruppe
Ziele
Übereinkunft der Ziele, Erklärung des Prozesses und Bildung einer Arbeitsgruppe.
Was ist passiert?
Zum Auftakt der Prozessbegleitung fand ein Kennenlernen-Treffen bei den Organisationen statt. Anwesende waren die verantwortlichen Mitarbeiter*innen von MINA und der jeweiligen Organisation. Im Fokus standen das Kennenlernen der Arbeitskultur, der Mitarbeiterinnen, der Organisationsstruktur und der Angebote. Außerdem stellten wir bei dieser Gelegenheit das Projekt Ehrenamt in Vielfalt und die Prozessbegleitung vor.
Gemeinsam legten wir eine Zielsetzung für die Kooperation im Rahmen des Prozessbegleitung fest und verständigten uns auf eine Arbeitsweise, u.a. die Zusammenstellung einer Arbeitsgruppe innerhalb der Organisation.
Aufgaben für die nächste Phase: Zusammenstellung einer Arbeitsgruppe innerhalb der Organisation.
Besonderheiten
Die Arbeitsgruppen der drei Organisationen sollten vielfältig aufstellt werden und aus verschiedenen Teilen bestehen: Eine kleine Steuerungsgruppe, im besten Fall mit der Teilnahme der Geschäftsführung, Mitarbeiter*innen, die den Status-Quo der Organisation kennen, Ehrenamtliche, als neutrale Position, die Zielgruppe, die von Bedarfen und Bedürfnisse aus erster Hand berichten können und Externe, die ihren Blick von außen mitbringen.
Bedarfsanalyse
Bedarfsanalyse
Ziele
Erarbeitung eines Standpunkts der Organisation hinsichtlich der Schnittstelle Migration, Flucht und Behinderung mit Bezug auf die jeweilige Stadt. Verständnis und Empathie Gewinnung für die Lebensrealitäten von Menschen mit Migrations- und/oder Fluchterfahrung und Behinderung sowie deren Angehörige.
Was ist passiert?
Wir haben uns drei Mal pro Organisation getroffen. Die AGs haben sich außerdem mehrmals zur Bearbeitung der Aufgaben allein zusammengefunden.
Nach einem Kennenlernen der AGs vor Ort und der Projektvorstellung von MINA reflektierten wir gemeinsam über die Lebensrealitäten der Zielgruppe in den jeweiligen Städten, z.B. über Angebote, Barrieren, Zugänge, Bedarfe, Ängste u.v.m. Die Antworten auf die folgenden Fragen: Warum nimmt die Zielgruppe die Angebote der Organisationen nicht wahr? Warum werden sie von den Organisationen nicht in die Konzipierung eingebunden? Die Angebote von der Zielgruppe nicht genutzt? hielten wir im Anschluss auf einer Mind-Map (Gedankenlandkarte) fest.
Danach erstellten wir pro Stadt eine Karte und markierten Standorte, die für Migrant*innen und geflohene Menschen relevant sein könnten, z.B. Sprachschulen, Supermärkte, Moscheen und Kirchen, Migrantenselbstorganisationen, relevante Straße und Stadtteile etc. In diesem Zusammenhang sprachen wir außerdem über unsere Annahmen, Vorurteile und Stereotypen.
Aus den Ergebnissen der partizipativen Reflektion erarbeiteten wir gemeinsam eine Strategie zur Erhebung und Erfassung der Bedarfe an der Schnittstelle, um die zuvor besprochenen Annahmen der Organisation überprüfen zu können.
Aus den Annahmen der Organisationen zu der Situation an der Schnittstelle ergaben sich folgende Fazite:
Sprach- und Kulturbarriere bestehen von beiden Seiten; es gibt ein vielfältiges Verständnis rund um das Thema Behinderung
Diskriminierungserfahrungen von Seiten der Migrant*innen und Geflüchteten & Isolation
Angst nach Hilfe zu fragen
Unwissenheit über das System: Mangel an Informationen, Unwissenheit über Angebote
Migrantische Mitbürger*innen sind bereits unter sich organisiert.
Im Zeitraum zwischen September und Dezember führten wir Umfragen durch. Dieser richteten sich an verschiedene Zielgruppen: Migrantenselbstorganisationen, Menschen mit Behinderung und Migrations- und/oder Fluchterfahrung, Haupt- und Ehrenamtliche in der Behinderten- sowie Geflüchtetenhilfe und Mitarbeiter*innen der Organisation sowie andere Akteur*innen. Aus den Umfragen haben wir folgende Erfahrungen und Situationen erkannt:
Sprachbarrieren: Gefühl, der deutschen Sprache nicht mächtig zu sein; viele „unverständliche Formulare“
Diskriminierungserfahrungen von Seiten der Migrant*innen und der Geflüchteten und Isolierung
Fehlendes Vertrauen: Fehlen von vertrauerten Kontaktpersonen zur Orientierung im System
Mangelnde Zeit für die persönliche Entwicklung der Eltern (Bsp. Sprache lernen)
Angst um die Zukunft und um das Wohlergehen der Kinder mit Behinderung
Unwissenheit über das System: Mangel an Informationen, keine Kenntnisse über Angebote
Besonderheiten
Die AGs hatten viele Annahmen in Bezug auf die Schnittstelle und die Zielgruppe. Aufgrund der Befragungen konnten wir viele Annahmen überprüfen und vor allem transformieren. Die Teilnehmenden mussten raus, um Interviews zu führen. Daraus sind wertvolle Kooperationen entstanden, die zukünftig in die Ideenentwicklung der Prozessbegleitung einbezogen werden. Durch die Interviews hat sich für die AGs und damit auch für die Organisationen einen Zugang zum Bereich Migration in den jeweiligen Städten ergeben.
Standpunkt definieren: Konkretisierung der Bedarfe zu Ideenentwicklung
Standpunkt definieren: Konkretisierung der Bedarfe zu Ideenentwicklung
Ziele
Synthese der Bedarfe in den Organisationen. Wir wählen 1-3 Standpunkte aus, um anhand derer eine fokussierte und zielgerichtete Ideen- & Lösungsentwicklung zu schaffen. Menschenzentrierte anstatt problemzentrierter Analyse der Bedarfe der Zielgruppe. Kreieren von Profilen/Personas auf Basis der geführten Interviews der Organisationen.
Was ist passiert?
Pro Organisation gab es zwei digitale Treffen.
Alle drei Organisationen hatten in der vorherigen Phase ca. 20 Interviews geführt. Wir erörterten Gemeinsamkeiten und Muster, die sich in den Interviews ergeben hatten und analysierten, welche Bedürfnisse sich bei den verschiedenen Personen der Zielgruppe wiederholten. Unser Ziel in dieser Phase war es menschenzentriert zu arbeiten und so basierend auf den Bedürfnissen und Gefühlen der Menschen Ideen zu entwickeln.
Wen haben wir getroffen? Was wünscht sich diese Person? Was braucht sie? Welche Interpretationen haben wir auf Basis der Wünsche und Bedarfe? Basierend auf den Fragen haben wir nach Mustern und wiederkehrenden Bedürfnissen gesucht.
Wir wählten drei bis vier Themen aus, um mit diesen weiterzuarbeiten und Personas/ Profile zu erstellen. Für das Profil versuchten wir die Person vollständig zu beschreiben, um unsere Perspektive zu wechseln und uns in die jeweilige Situation hineinzuversetzen. Wir wollten kein anonymes Problem diskutieren. Das Ziel war nicht mehr an ein Problem zu denken z.B. Sprachbarriere, sondern an die Person, die diese Sprachbarriere hat. Nicht die Sprachbarriere sollte gelöst werden, sondern die Frustration, die bei der Person existiert, sollte gemildert werden. Jedes Profil besteht aus verschiedenen Kategorien: Name, Gender, Alter, Umfeld, Ziele und Bedürfnisse, Frustration oder Befürchtungen und Hobbies.
Das Erstellen einer Persona soll uns im weiteren Verlauf der Prozessbegleitung dabei unterstützten, empathische Ideen zu konzipieren, die sich an den Bedarfen und Bedürfnissen der Person/ Zielgruppe orientieren.
Auf Basis der Interviews und der Interpretationen der jeweiligen Organisation erstellten wir pro Organisation drei Personas.
Besonderheiten
Ein menschenzentriertes anstelle eines problemzentrierten Arbeitens war in diesem Schritt zentral. Konkret bedeutet das, dass die Organisationen versuchen, nicht die Probleme zu lösen, sondern die Bedürfnisse der Menschen, die hinter den Bedarfen stehen, zu sehen.
Vernetzungstreffen
Vernetzungstreffen
Ziele
Erstes Treffen und Kennenlernen der drei Organisationen im Rahmen der Prozessbegleitung. Austausch über die Erfahrungen des bisherigen Prozesses und Austausch zum jeweiligen Stand der Dinge.
Was ist passiert?
Während des digitalen Vernetzungstreffen tauschten wir uns über die Bedarfsanalyse und über die Probleme, die wir an der Schnittstelle beobachtet haben, aus. Wir hielten fest, was während der Prozessbegleitung gut war und was wir in Zukunft anders machen möchten.
Besonderheiten
Alle Organisationen freuten sich über den gemeinsamen Austausch. Dieser war ein guter Spiegel für die einzelnen Organisationen, die bisherige eigene Entwicklung zu reflektierten.
Partizipations- und Gestaltungsphase: Ideen- und Lösungsentwicklung
Partizipations- und Gestaltungsphase: Ideen- und Lösungsentwicklung
Ziele
Ausgehend von den drei Personas der Standpunkt-definieren-Phase entstehen drei bis vier Ideenentwürfe für die weitere Konzipierung.
Was ist passiert?
Insgesamt gab es zwei bis drei Präsenz- und/oder online Treffen pro Organisation.
Zu Beginn erhielten alle drei Organisationen einen Input zu der Entwicklung von MINA von der ersten Vision des Vereins bis heute. Daran knüpfte ein thematischer Beitrag zu den Kreativ- und Freizeitgruppen von MINA an.
Im Anschluss an die Vorträge wandten wir uns der Arbeit mit den verschiedenen Personas zu. Wir konzentrierten uns insbesondere auf die Aussagen zu Was wünschst sich die Person. Mit der Fragestellung Wie können wir…? eröffneten wir uns den Weg zu vielen Ideen. Als Beispiel: Eine Person wünschte sich Zugang zu Leistungen und wir fragten uns: Wie können wir der Person einen Zugang zu Leistungen ermöglichen? Warum wählten wir diese Methode? Weil sie uns einen Wechsel der Perspektive ermöglichte. Es ging darum, dass wir uns in die Person hineinversetzen, um menschenzentriert zu konzipieren. Dadurch übernahmen wir Verantwortung für das Bedürfnis der jeweiligen Person.
Pro Persona wurden aus vielen drei Wie können wir…? Fragestellungen zur weiteren Entwicklung ausgewählt. Auf Basis der Frage formulierten wir gemeinsam erste Ideen. Im Anschluss schauten wir uns gemeinsam die Ideen an und gruppierten diese anhand der folgenden Fragen: Was wiederholt sich? Gibt es einen roten Faden? Welche Idee löst mehr als ein Bedürfnis? Die gruppierten Ideen sortierten wir dann erneut anhand der folgenden Kategorien: 1. Ist die Idee konkret gewünscht oder nicht? 2. Ist die Idee realistisch umsetzbar oder nicht? Ist es eine langfristige oder kurzfristige Idee?
Am Ende haben wir uns pro Organisation für drei bis vier Ideen entschieden und mit einer ersten Konzipierung begonnen. Wir bereiteten einen ersten konkreten Entwurf der jeweiligen Idee vor. Diese wurden der Zielgruppe vorgestellt und Feedback eingeholt.
Besonderheiten
Bei diesem Schritt gab es neben der methodischen Begleitung auch eine detaillierte inhaltliche Begleitung von den Mitarbeiter*innen von MINA- Leben in Vielfalt e. V. Die Mitarbeiter*innen brachten ihre migrantische Perspektiven mit und konnten viel Input geben, z.B. wie Angebote zu Selbsthilfe und Freizeitangebote aufgebaut und gestaltet werden können. Die Organisationen konnten viele Fragen stellen, insbesondere mit Blick auf ihre eigene Ideenentwicklung. Zum Beispiel: Was ändert sich bei den Angeboten? Was muss bei der Konzipierung bedacht werden? Es war eine sehr gute und fruchtbare Diskussion. Die Organisationen begrüßten den kritischen Blick von MINA und bekamen weitere Werkzeuge an die Hand, um selbst Expert*innen für die eigene Organisation zu werden.
Die Ideenentwicklung war für die Organisationen das erste Präsenz Treffen seit Oktober 2020. Der Austausch war sehr dynamisch, viel spontaner und leichter.
Partizipations- und Gestaltungsphase: Konzipierung, Planung, Testung
Partizipations- und Gestaltungsphase: Konzipierung, Planung, Testung
Ziele
Ein abgeschlossenes Konzept für die jeweiligen Maßnahmen der Organisationen, um dieses zu testen und ggf. Förderung zu akquirieren.
Was ist passiert?
Am Anfang des Treffens wurden die fertiggestellten Ideenentwurfs, die die Organisationen als Hausaufgabe fertigstellen sollte, präsentiert. Zwei bis vier Ideen aus der Partizipations- und Gestaltungsphase sollten fertiggeestellt werden. Die Organisationen erarbeiteten für welche Zielgruppe die Idee gedacht ist, wie sie funktionieren kann und warum sie gut für die Zielgruppe ist? Außerdem sollte eine kleine Visualisierung angefertigt werden. Nach jeder der Präsentation gab es eine Feedbackrunde und Austausch mit den Mitarbeiter*innen von MINA. Basierend auf der Präsentation und dem Feedback wurden die Ideen ausgewertet und wir haben diskutiert mit welchen zwei Idee wir in der Feinkonzeption weitermachen möchten. Welche Ideen das waren, hat sich organisch aus der Diskussion ergeben. Eine Idee wurde pro Organisation zusammen mit MINA konzipiert, die Fertigstellung der Konzipierung der zweiten Idee lag in der Verantwortung der Organisation.
Für die präzise und strukturierte Ausarbeitung der Ideen arbeiteten wir im nächsten Schritt mit einem Ideen Canvas. Das ist eine Methode, um alle Aspekte bei der konkreten Konzipierung zu berücksichtigen und einen detaillierten Überblick zu erhalten. Bei dieser Methode konzentrierten wir uns auf die Punkte: Was ist das Problem? Welche Lösung schlagen wir vor? Welche Alternativen gibt es? Welche Indikatoren legen wir fest, wer ist die Zielgruppe? Außerdem haben wir überlegt, welche Kanäle und Sprachen wichtig für die Kommunikation und das Erreichen der Zielgruppe sind, welche Kosten entstehen und welche Finanzierung wir haben bzw. benötigen. Vor der Kontaktaufnahme mit der Zielgruppe haben wir zusammengetragen, was der Kern unserer Idee/ unseres Angebots ist, um die Menschen zielgerichtet zu erreichen. Wir haben uns auch überlegt, welche Menschen, die Idee schnell aufgreifen werden, um diese dann möglichst als erstes anzusprechen. Außerdem definierten wir pro Organisation eine Zeitlinien und legten Meilensteine fest.
Danach folgte das Testen der Ideen. Jede Organisation überlegte sich hierfür verschieden kleine oder große Experimente, um wichtige Annahmen im Rahmen der Konzeption überprüfen zu können.
GfI-Hannover:
Der Test erfolgte im Rahmen eines Fragebogens zu Ermittlung der Bedarfe und Wünsche der Mitarbeitenden für die Fortbildung.
Elterninitiative FED Leipzig e. V.
Im Sommer soll ein erstes Treffen der Familien im Park stattfinden, um zu prüfen, ob die Idee wirklich die Bedarfe der Menschen anspricht.
Vkm Hamm
Vor dem Sprachkurs findet ein Vorgespräch mit dem Lehrer statt, um zu überprüfen, ob er das angedachte Konzept umsetzen kann.
Besonderheiten
Das Treffen konnte bei allen drei Organisationen vor Ort stattfinden. Der direkte Austausch war für alle sehr gut, die Präsenz-Treffen waren dynamisch und es gab mehr spontanen Gespräche und Diskussionen.
Vernetzungstreffen
Vernetzungstreffen
Ziele
Austausch über den Stand der Dinge der Organisationen und Austausch über die jeweiligen konzipierten Ideen (Maßnahmen), die herausgearbeitet wurden.
Was ist passiert?
Bericht und Austausch über den Lösungsraum. Die Organisationen haben vorgestellt auf welche Lösungen sie erarbeitet haben.
Besprechung der Evaluation und der Dokumentation.
Planung des Vernetzungstreffens im Oktober. Die Planung findet partizipativ mit den Organisationen statt.
Ideen der Organisationen:
Vkm Hamm
Der vkm Hamm hat insgesamt vier Ideenentwürfe, von denen zwei im Rahmen der Prozessbegleitung konzipiert und umgesetzt werden. Die verbleibenden Ideen sind Zukunftsprojekte.
Es entsteht ein Deutschkurs für Mütter mit Migrationserfahrung. Der Kurs hat den thematischen Schwerpunkt Behinderung und zielt darauf die Mütter in dem Thema zu stärken und ihnen Wissen und Möglichkeiten an die Hand zu geben, um sich für die eigenen Rechte stark zu machen. In dem Kurs geht es um konkrete Ansätze, um die eigenen Interessen z.B. bei Ärzt*innenbesuche oder im Bereich medizinische Versorgung vertreten zu können. Der offiziell anerkannte Sprachkurs wird kombiniert mit einer Gruppe für Kinder mit Behinderung und deren Geschwister. Das heißt die Mütter können zu dem Sprachkurs kommen und die Kinder haben eine Betreuung. Die Kinder erleben so ihre Freizeit mit anderen Kindern und werden selbständiger und die Mütter können sich in der Gruppe mit anderen Müttern stärken und austauschen und erhalten außerdem Unterstützung im Rahmen der Kinderbetreuung.
Die Maßnahmen starten am 25. August und läuft 20 Wochen.
Eine verbleibende Idee ist, die Gestaltung eines inklusiven Cafés. Erste Schritte dafür sind für Ende des Jahres geplant. Die Idee war schon vor der Prozessbegleitung beim vkm Hamm präsent und wurde durch die Prozessbegleitung erneut aufgegriffen, weil sich gezeigt hat, welches Potential ein offenes Café für Familien mit Migrationserfahrung hätte.
Elterninitiative FED Leipzig e. V.
Der FED Leipzig e. V. hat ebenfalls mehrere Ideenentwürfe und beginnt im Rahmen der Begleitung mit der Einrichtung eines Familientreffs für Familien mit Migrationserfahrung und Kindern mit Behinderung. Ab dem Herbst soll das Treffen einmal im Monat an einem festen Ort stattfinden. Bei der Organisation und der Durchführung unterstützt eine Mutter mit Fluchterfahrung, die selbst Mutter eines Kindes mit Behinderung ist, ehrenamtlich den FED e. V. Einen ersten „Test-Treffen“ im Park hat am 10.07. stattgefunden, 25 Familien waren eingeladen.
Außerdem ist die Umsetzung einer inklusiven Fußballgruppe im Rahmen der Prozessbegleitung geplant. Für die Zukunft plant der FED außerdem ein Café mit regelmäßigen Infoveranstaltungen zu organisieren. Der Zugang soll über den Familientreff entstehen und die Familien und Angehörigen miteinbeziehen.
GfI-Hannover
Bei der GfI liegt der Schwerpunkt bei den Mitarbeitenden. Im letzten Quartal 2021 ist eine Weiterbildung, bestehend aus drei Workshops geplant. Diese sollen ca. 40 von 95 Mitarbeiter*innen erreichen. Zwei Workshops sollen in Präsenz und einer online stattfinden. In der Weiterbildung möchten wir uns auf folgende Aspekte konzentrieren: vielfaltssensible Arbeit, Themen an der Schnittstelle Flucht, Migration und Behinderung, kennenlernen, Sensibilisierung und Öffnung.
Besonderheiten
Wir haben gemerkt wie unterschiedlich die Behindertenhilfe in Deutschland aufgestellt sind. Der Austausch über die verschiedenen Erfahrungen und die jeweiligen Start- und Standpunkte war sehr anregend.
Transferphase: Durchführung der Maßnahmen
Transferphase: Durchführung der Maßnahmen
Ziele
Die geplanten Maßnahmen werden durchgeführt. Die Organisationen beobachten wie die konzipierten Angebote aufgenommen werden und tragen ihre Eindrücke zusammen.
Was ist passiert?
Der vkm Hamm bietet seit dem 25. August wöchentlich einen Sprachkurs für Mütter mit Kindern mit Behinderung sowie eine zeitgleiche Kinderbetreuung (Die bunte Bande) an. Beides läuft zunächst bis Dezember 2021. Bei der Bewerbung des Angebots im Sommer gab es viel Interesse. Jedoch nehmen aktuell nicht alle Interessierten tatsächlich das Angebot wahr. Im Sprachkurs lernen momentan fünf Mütter mit verschiedenen Erstsprachen. Drei Kinder profitieren von der Kinderbetreuung. Die Motivation der Teilnehmende scheint aktuell (Oktober 2021) etwas abzunehmen. Für den vkm Hamm entstehen daraus weitere Anregungen für die Konzipierung zukünftiger Angebote.
Der FED in Leipzig hat diesen Sommer ein Familientreffen ins Leben gerufen. Ab Juli fanden vier Treffen im Park statt. Auf dieser Erfahrungsgrundlage plant der FED nun weitere Familientreffen für den Herbst und Winter 2021.
Auch die neue Fußballgruppe des FED trifft sich regelmäßig. Ca. 12 Spieler*innen zwischen 13 und 18 Jahren spielen gemeinsam. An der Gruppe nehmen Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationserfahrung teil. Die anfängliche Idee, dass Angebot nur für eine migrantische Gruppe zu konzipieren, wurde verworfen und die Gruppe für alle geöffnet. Die Praxis hat gezeigt, dass vor allem bei Freizeitaktivitäten wie z.B. Fußball, dass die Sprache nicht die größte Rolle spielt, sondern der gemeinsame Spaß am Sport.
Die GfI in Hannover entschied sich in diesem Jahr gegen die Durchführung der geplanten Maßnahmen - eine interne Fortbildung der Mitarbeiter*innen. Grund dafür ist die betriebliche Auslastung. Die Maßnahmen werden 2022 wieder auf ihre Umsetzbarkeit geprüft.
Besonderheiten
Nach drei Monate stellen die Organisationen fest, dass die Durchführung der Maßnahmen der Anfang eines neuen Prozesses ist. Viele neue Frage sind entstanden: Was ist gut gelaufen? Was ist nicht gut gelaufen? Wie kann man das Angebot weiterentwickeln?
Transferphase: Evaluation und Reflektion
Transferphase: Evaluation und Reflektion
Ziele
Bestandsaufnahme der Maßnahmen in der jeweiligen Organisation und Austausch darüber, an welchen Punkt die Organisation mit Blick auf den Prozess stehen.
Was ist passiert?
Die Evaluation und Reflektion der drei Organisationen verlief ähnlich, aber nicht gleich. Die Organisationen sind sehr heterogen, genauso wie die Prozesse und Ergebnisse sowie die zu reflektierenden Themen und zu evaluierenden Ergebnisse.
In allen drei Organisationen haben wir mit einem langen und intensiven Check-in begonnen, um uns gemeinsam auf den Reflektionsprozess einzustimmen.
Beim FED Leipzig und beim vkm Hamm folgte daraufhin ein Stimmungsverlauf des gesamten Prozesses, von der Bewerbung bis zur Durchführung der Maßnahmen. Im Storytelling haben wir den Weg der jeweiligen Organisation revuepassieren lassen und die zentralen Meilensteine auf einem Zeitstrahl festgelegt. Anschließend trug jede Person ihre persönliche Stimmung in der jeweiligen Phase ein. Auf diese Weise schuf jede Organisation ihren individuellen Stimmungsverlauf für die Zeit der Prozessbegleitung. Höhepunkte und Tiefpunkte wurden deutlich und wir kamen in einen Austausch über die jeweiligen Momente des Prozesses, z.B. über die Onlinephase während Corona, über die Erfolge und Lerneffekte etc.
Bei der GfI Hannover haben wir diesen Stimmungsverlauf nicht gemacht, sondern sind direkt mit den Fragen eingestiegen, was gut und was ist weniger gut gelaufen ist und was wir in Zukunft anders machen möchten. Fest steht, das Wissen aus der Prozessbegleitung soll nicht verloren gehen, sondern in der Organisation präsent bleiben. Handlungsoptionen hierfür wurden beim Treffen zur Evaluation und Reflektion bereits gesammelt.
Abschließend führten wir noch eine persönliche Feedbackrunde hinsichtlich der Zusammenarbeit innerhalb der Arbeitsgruppen durch. Der persönliche Erfahrungsaustausch stand dabei im Mittelpunkt.
Besonderheiten
Die gemeinsame Erstellung eines Zeitstrahls und der Visualisierung der verschiedenen Arbeitsschritte und Meilensteinen sowie den emotionalen Ups und Downs führte zu vielen Aha-Erlebnissen und der Erkenntnis, dass wir im Laufe des Prozesses viele Hürden gemeinsam genommen haben.
Großes Vernetzungstreffen in Berlin
Großes Vernetzungstreffen in Berlin
Ziele
Bei dem Vernetzungstreffen standen die Organisationen und der gegenseitige Austausch im Mittelpunkt. Im Unterschied zum vorherigen Vernetzungstreffen im Frühjahr fand dieses in Präsenz statt und alle Teilnehmer*innen der Arbeitsgruppen, sowie einige Mitarbeiter*innen von MINA waren anwesend.
Was ist passiert?
Das Treffen fand am 07. und 08.10. im Impact Hub Berlin statt. Insgesamt waren 14 Teilnehmende dabei. Das Treffen war aufgeteilt in drei Phasen. Zunächst wurde der Prozess gemeinsam evaluiert und die Ergebnisse auf zwei Schaubildern festgehalten. Danach stellten die Organisation ihren Prozess vor und es gab einen offene Fragerunde. Für die Teilnehmenden war es bereichernd zu hören, wie es bei den anderen Organisationen gelaufen ist, welche Motivation sie haben sich auf den Weg zu machen, welche Maßnahmen entstanden sind etc. Am zweiten Tag fand ein großer Austausch in kleinen Gruppen mit allen MINA Mitarbeiter*innen statt. Abschließen wurden im Rahmen der Zukunftswerkstatt Anregungen zur weiteren Gestaltung der Schnittstelle auf Organisations- und Bundesebene sowie auf lokaler und regionaler Ebene gesammelt.
Auf Organisationsebene:
Bedarf nach mehrsprachigem Personal
Öffentlichkeitsarbeit
Willkommenskultur innerhalb der Organisation prüfen
Nicht über den Personenkreis, sondern mit dem Personenkreis reden
Auf lokaler/regionaler Ebene:
Netzwerken aller Ebenen
Barrierefreie/-arme und bezahlbare Wohnungen
Schnellere Inklusion in den Schulen
Themen bei den Behindertenräten einbringen
Auf Bundesebene:
In allen Beiräten sollten beide Bereiche vertreten sein
Integrationskurse für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung
Leistungen zur Teilhabe für alle
Grundlage für Finanzierung von Dolmetschern
(insbesondere im med. Bereich schaffen)
Arbeit an der Schnittstelle muss in überregionalen Verbänden zum Thema werden
Besonderheiten
Allen drei Organisationen war es ein großes Anliegen sich kennenzulernen, sich auszutauschen und zu vernetzen. Ähnlichkeiten und Unterschiede wurden deutlich und, welche Möglichkeiten existieren. Die Atmosphäre war sehr entspannt und vertraut und der zweitägige Austausch wurden von allen als große Bereicherung empfunden.
Sicherung der Ergebnisse und Dokumentation
Sicherung der Ergebnisse und Dokumentation
Erfahrungsberichte
Die Erfahrungsberichte sollen für andere Organisationen der Behindertenhilfe eine Hilfestellung sein, um sich erfolgreich dem Thema Migration und Flucht zu öffnen.
Erfahrungsbericht FED Leipzig e. V.
Das sagen Teilnehmende
Es gibt bereits viel Vielfalt [in unserem] Verein, was uns lange nicht so bewusst war. Das Thema wurde viel zu lange vernachlässigt. Die Arbeit an der Schnittstelle muss unbedingt einen festen Platz haben.
Sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Ideen, Standpunkte und Lösungsmöglichkeiten sind. Toll, dass ein maßgeschneidertes Programm so eine Wirkung hat und vielfältige Ergebnisse daraus resultieren.
Die Prozessbegleitung hat uns viel interessante Informationen zur Arbeit und zu Aktivitäten für und mit Menschen mit Behinderung und Migrationsbiografie und ihren Eltern gegeben und damit gezeigt, was alles möglich ist.
Obwohl ich aufgrund der zusätzlichen Arbeit erst etwas skeptisch war, bin ich im Nachhinein sehr froh und dankbar, Teil der Begleitung gewesen zu sein. Es war eine spannende, lehrreiche und schöne Erfahrung.
Eindrücke von der Prozessbegleitung 2020 bis 2021
Kontakt
Prozessbegleitung
Vivian Makowka (sie /ihr)
030 – 62 93 40 31
v.makowka@mina-berlin.de